Statt Abenteuerurlaub: Ein historischer Hof wird renoviert
Wenn Georg Schulze Hauling und Hermann Timpert in diesen Tagen über
der Feuerstelle die gußeiserne Kaminplatte anbringen,
dann hat das
durchaus Symbolcharakter: David und Goliath sind auf dem alten
Schmuckstück zu sehen, das über Jahrzehnte verkehrt herum auf einem
Sickerschacht im Keller des Haupthauses verbarg. Und wie David gegen
Goliath müssen sich der 42-jährige Landwirt Georg Schulze Hauling und
sein Freund und Mitstreiter Hermann Timpert gefühlt haben, als sie vor
zwei Jahren das ehrgeizige Projekt in Angriff nahmen, den historischen
Hof in der Nottulner Bauerschaft Heller zu renovieren
(der Stadtanzeiger berichtete).
Ganz alleine, lediglich ausgestattet
mit Handkreissäge, Flex, Speiskübel und einigem Kleingerät, renovieren
sie den stolzen Sandsteinspeicher aus dem 19. Jahrhundert. Zwei
Jahre lang von Montags bis Sonntags, von früh bis spät auf der
Baustelle. "Ganze fünf freie Sonntage haben wir uns letztes Jahr
gegönnt," erzählt Georg Schulze Hauling, den es seit Beginn des
Winters wieder nach Australien zieht. Doch wie schon im
vorangegangenen Winter kann er seinem Fernweh nicht
nachgeben: Statt Australienurlaub ist Abenteuerurlaub auf der
Baustelle angesagt.
Schulze Hauling: "Ich muss verrückt sein,
dass ich mir das hier antue. Habe ich doch in den vergangenen
Jahren in Australien das süße Nichtstun wirklich genossen."
Aber der 64-jährige Hermann Timpert läßt ihm keine Zeit,
den Urlaubsträumen nachzuhängen - die Arbeit wartet. Auf den
vier Etagen des hochherrschaftlichen Speichers entstanden in
den vergangenen zwei Jahren zwei Wohnungen,
die sich sehen
lassen können: Die eine mit rund 150 Quadratmetern, auf zwei
Etagen und mit beeindruckendem Gewölbekeller, in dem einst
gebraut wurde. Die andere mit über 300 Quadratmetern, auf
vier Etagen und fantastischem Blick über Wiesen und Felder
der Bauerschaft Heller. Rund zehn Tonnen Ibbenbürener
Sandsteinbruch haben Schulze Hauling und Timpert auf Böden,
Wänden und Außentreppen verlegt, mehrere komplette Eichenstämme
wurde verarbeitet, um altes Gebälk zu ergänzen, Treppenstufen
und Bettkästen zu bauen.
"Es gibt auf jeden Fall einen Tag der offenen Tür," verspricht Georg Schulze Hauling. Damit sich alle Nachbarn, Freunde, Bekannte und Interesierte ein eigenes Bild von dem ungewöhnlichen Bauprojekt machen können. Viel Zeit für Urlaub bleibt dem Globetrotter aber auch nach Abschluss der Bauarbeiten nicht: Das prachtvolle Haupthaus und der Renaissance-Speicher aus dem 16. Jahrhundert warten auch schon auf die Renovierung . . .
Quelle: "David gegen Goliath"
im Immobilien-Extra des
Stadtanzeigers vom Januar 2002